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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Innovation beißt nicht. Es ist Zeit die Weichen neu zu stellen.

Bock drauf haben und einfach mal machen! Denn in jedem Unternehmen steckt sehr viel Brain, das genutzt werden will. Und was ist eigentlich ein Innovations-Sandwich? Der erste Innovationstag Nordschwarzwald bot den teilnehmenden Gästen jede Menge Input und neue Nährstoffe für bereits beackertes Land.
1. Innovationstag Nordschwarzwald, live aus dem Audimax. (v.l.n.r.) Herbert Wackenhut, Dr. Claus Lang-Koetz,Rektor Professor Dr. Ulrich Jautz, Jochen Protzer, Foto: Meyer / Pforzheimer Zeitung
1. Innovationstag Nordschwarzwald, live aus dem Audimax. (v.l.n.r.) Herbert Wackenhut, Dr. Claus Lang-Koetz,Rektor Professor Dr. Ulrich Jautz, Jochen Protzer, Foto: Meyer / Pforzheimer Zeitung

von Tanja Meckler

Ständiger Wandel ist die Konstante unserer Zeit und muss aus einer Position der Stärke heraus gestaltet werden. Das ist allerdings kein Selbstläufer, sondern bedeutet ständige Arbeit hinsichtlich der Positionierung im Markt, der Organisation und Kultur.
Stephan Müller, Geschäftsführer inovex GmbH

Sehr interessante Vorträge mit spannenden Unternehmen beim Regionalen Innovationstag am 09.03.2021. Covid-19 hat zukunftsrelevante Themen beschleunigt/nicht neu erfunden. Bin überzeugt vieles wird sich stabilisieren müssen, manches ersetzen und anderes verschwinden. Freue mich daher auf weitere #Innovationstage.

Teilnehmer-Statement,
Pablo Kern, Senior Success Director, apollon

Wie können Innovationen in der Organisation vorangetrieben und methodisch unterstützt werden? Wie können Barrieren und Hindernisse überwunden werden? Um diese und weitere Fragen drehte sich der erste Innovationstag Nordschwarzwald, einer gemeinsamen Veranstaltung der Hochschule Pforzheim und der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald.

Rund 150 virtuelle Teilnehmer*innen hatten sich eingewählt. Begrüßt wurden die virtuellen Gäste von Hochschulrektor Dr. Ulrich Jautz. Er betonte: „Die Hochschule Pforzheim sei der ideale Austragungsort für diese Tagung, denn sie versteht sich als Innovationsmotor für die Region und hat mehrere Einrichtungen geschaffen, um das kreative Potenzial der Studierenden zu wecken und so auch als Thinktank für die Unternehmen zu wirken.“

Beispielsweise ist die Design Factory ein Experimentierraum, um in interdisziplinären Teams neue Geschäftsideen zu kreieren und innovative Produktideen zu entwickeln. Neben Veranstaltungen wie dem Werkstofftag oder die Reihe „Hochschule trifft Industrie“, gibt es nun neu den Innovationstag, ein weiterer Bestandteil, um der Mission nachzukommen, Unternehmen bei ihren Innovationen zu unterstützen.

Fortschritt und Wandel: Vom Bestehenden zum Besseren. Innovationen sind überlebensnotwendig.

In der Region Nordschwarzwald leben über 600 000 Menschen, es gibt rund 30 000 Unternehmen und der Wirtschaftsraum kann auf eine lange, erfolgreiche Tradition zurückblicken. Der Appell von Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald lautete: „Zwischen der Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft, jetzt das Richtige richtig zu machen. Innovation ist eines der vielgebrauchten Wörter in Verbindung mit Wirtschaft und Zukunft und auch ich bekenne mich dazu, dass Innovation viel mit Zukunft zu tun hat. Es ist ein Schlüsselwort, Sie entscheiden am Ende, ob es das Schlüsselwort ist, das uns in Zukunft führt. Nie gab es mehr Unterstützung auf dem Weg zu innovativen Projekten, nie gab es mehr Fördermöglichkeiten und Angebote.“

Dr. Claus Lang-Koetz, Professor für Nachhaltiges Technologie- und Innovationsmanagement an der Hochschule Pforzheim und Herbert Wackenhut, Projektleiter RegioINNO führten durch das abwechslungsreiche Programm bestehend aus zwei Keynote Speakern, Praxisvorträgen, Innovation Pitches und acht Workshops.

Ein Rückblick auf die Historie der Innovationen samt dem jetzt anstehenden Wechsel der Industrialisierung zur Digitalisierung gibt Keynote-Speaker Rafael Laguna de la Vera von der Bundesagentur für Sprunginnovationen als Einstimmung ins Thema.

Bock drauf haben und einfach mal machen.

Komplizierte Lösungen lösen kein komplexes Problem und deshalb ist Handeln und Umdenken gefragt, das gilt natürlich auch für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU).

Keynote-Speaker Prof. Dr. Stephan Fischer (Hochschule Pforzheim) setzte sich in seinem Vortrag mit dem Thema: „Innovationsmanagement in einer ambidextren Arbeitswelt: Kreativ und effizient neue Lösungen finden“ auseinander.

An den dynamischen Märkten werden Unternehmen nur nachhaltig Erfolg haben, wenn Sie es schaffen bestehende Wertschöpfungen zu optimieren und sich gleichzeitig auf die Suche nach neuen Potenzialen und Innovationen begeben. Im Fachjargon heißt das: organisationale Ambidextrie (Beidhändigkeit). Es geht um ein duales System zwischen Exploitation und Exploration, ein Spagat zwischen Stabilität und Effizienz. In der Praxis kann das zum Beispiel bedeuten, dass das Unternehmen auf bestehende Mitarbeiter zurückgreift und Experimente startet, um kreative Problemlösungen zu finden. Übersetzt bedeutet das, agile Arbeitsmethoden zu integrieren. „Allerdings sei Agilität nicht das neue 42 der Welt und Ambidextrie nicht das neue Betriebssystem, dass einmal installiert die nächsten 40 Jahre Bestand hat“, betonte Prof. Fischer. Jedes Unternehmen sollte sich daher regelmäßig die Frage stellen wie viel Stabilität und Agilität brauchen wir, damit unser Geschäftsmodell erfolgreich ist? Eine permanente Reflexion ist unabdingbar. Es geht darum die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt zu erkennen. New Work und agile Arbeitsmethoden sind dafür Kennzeichen.

Von Desgin Thinking über Canvas bis zu Scrum

Es kann lohnenswert sein bestimmte Methoden einfach einmal auszuprobieren. Dafür müssen allerdings bereits im Vorfeld einige Faktoren, wie zum Beispiel räumliche Voraussetzungen, geschaffen werden. Denn Explorations Teams brauchen Transparenz und Freiräume.

Für einige mag das Neuland sein und bedeutet zunächst vielleicht auch einmal auf Widerstände zu treffen. Innovationen kosten Zeit und Geld und auch ein neues Mindset zu generieren fordert Durchhaltevermögen und Geduld. Dass diese Investitionen sich auszahlen, davon handelten die Praxisbeispiele. Bernhard Schmidt ist Global Head of Medical Devices and Tube Feeds bei der Fresenius Kabi Deutschland. Er sagt ein Kulturwandel ist kein Zuckerschlecken und man wird auf viele Widerstände treffen, bis hin zu dem Wunsch doch bitte erst einmal einen Businessplan für die nächsten fünf Jahre vorzulegen und das sei schlichtweg unmöglich, denn Innovationen beinhalten sehr viele Unbekannte. Ist das Kundenproblem groß genug? Sein Tipp: das Innovationssandwich. Also zunächst Bedarf es eines Bodens, der für alle verständlich ist und Handlungsbedarf aufzeigt, dann kommt das Paddy (die unkonventionelle Idee) und dann das Oberteil des Burgerbrötchens (die neue Methode).

Innovationen locken die Hierarchie aus ihrer Komfortzone und dadurch wird unter anderem auch ein Gefühl der Angst erzeugt. Ängste wahrnehmen und sich Mitstreiter suchen ist sein Tipp.

Einen weiteren spannenden Praxisbeitrag hielt Stephan Müller Gründer des IT-Projekthaus inovex (1999) – heute arbeiten mehr als 400 Mitarbeiter an sieben Standorten deutschlandweit.

Im Unternehmen ist soviel Brain und deshalb lohnt es sich eine Kultur zu schaffen in der jeder Ideen haben darf, diese These vertritt Stephan Müller. 2019 gewann der Unternehmer den WSP Wirtschaftspreis in der Kategorie „Innovatio und Idee“.

Digitalisierung und agile Methoden sind für ihn zukunftsweisend. Seine Erfahrung aus den vergangenen 20 Jahren, wenn man Vertrauen schafft, bekommt man Verantwortung zurück. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich viel verändert, technologisch, wirtschaftlich, aber auch kulturell. Stephan Müller spricht von radikalen bis revolutionären Veränderungen. Als Beispiel präsentierte Müller hierfür zwei Uhrenmodelle, eine von 1999 und die andere der neuste Trend. Er nennt es die Transformation vom single use zur Plattform, denn nichts anderes tragen heutzutage viele an ihrem Handgelenk: eine Plattform, die viele Funktionen ermöglicht: Chats, Telefonate, die Überprüfung des eigenen Fitnesszustands und nebenbei zeigt sie eben noch die Uhrzeit an. Müller sagt, Exzellenz, also das wodurch Unternehmen sich auszeichnen, kommt von unten, sie muss gelebt und gefördert werden, dies kann allerdings nur funktionieren, wenn die Organisationsform stimmt. 100 der Mitarbeitenden sind Studierende, das Unternehmen investiert viel in Forschungsprojekte, in Technologien die heute noch keine Marktreife haben, sie aber durchaus in ein bis zwei Jahren erreichen könnten. Der Führungsstil von innovex hat sich ebenfalls gewandelt. Die Mitarbeiter organisieren sich in kleinen Teams im großen Rahmen selbst. Sie beschaffen sich die Hardware eigenständig, genehmigen sich Urlaubstage natürlich in Absprache gegenseitig, etc. dadurch gibt es allgemein weniger Regeln, aber natürlich auch eine größere Reibungsfläche. Leise Konflikte werden sichtbarer, auch über längere Zeit.

Stephan Müllers Fazit nach 20 Jahren: »Ständiger Wandel ist die Konstante unserer Zeit und muss aus einer Position der Stärke heraus gestaltet werden. Das ist allerdings kein Selbstläufer, sondern bedeutet ständige Arbeit hinsichtlich der Positionierung im Markt, der Organisation und Kultur. Dabei ist der Teamansatz ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Prozesse sind zwar hilfreich, reichen aber nicht aus – entscheidend sind die Menschen.«

Prof. Dr.-Ing. Sven Schimpf Geschäftsführer des Fraunhofer-Verbunds Innovationsforschung und einer der Leiter des Instituts für Human Engineering & Empathic Design, (HEED, HS-Pforzheim) nahm die Teilnehmer*innen mit auf eine spannende Zeitreise. Wie sehen Innovationen in Zukunft aus? Der Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung hatte in einer Studie fünf Thesen aufgestellt, wie Innovationen sich bis zum Jahr 2030 weiter entwickeln können. Dazu gehört die digitale Transformation verbunden mit einer steigenden Digitalisierung, eine Verbreiterung der Akteursbasis, die steigende Verfügbarkeit von Wissen, eine Weiterentwicklung hin zu integrierten und hybriden Lösungen. (ein großes Interview mit Prof. Sven Schimpf zum Thema: Innovation eine Aufgabe für Viele finden Sie auch unter dem folgenden Link: https://wirtschaftskraft.de/interviews/innovation-eine-aufgabe-fuer-viele-interview-mit-dr-sven-schimpf )

Da die Workshops am Nachmittag parallel stattfanden, werden Sie anschließend ins Netz gestellt und dort für alle Interessierten abrufbar sein. Informationen finden Sie unter:

Webauftritt zum Innovationstag Nordschwarzwald.

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