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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Harte Probe für Tripsdrill

Für Tripsdrill sind die Maßnahmen gegen das Coronavirus mit herben Einschnitten verbunden – zumal gerade erst die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Parks abgeschlossen wurde: Die beiden Achterbahnen „Hals-über-Kopf“ und „Volldampf“ eröffneten schon 2020 als weltweit einzigartige und mittlerweile preisgekrönte Doppelanlage.
Die neuen Achterbahnen "Volldampf" und "Hals-über-Kopf" mit Blick auf einen Teil des leeren Parks. Foto: © Tripsdrill

von Tanja Meckler

"Die Lage ist angespannter als jemals zuvor. 2020 hat der Erlebnispark bereits 55 von 212 Saisontagen verloren."
Birger Meierjohann, Sprecher der Geschäftsleitung

Noch nie in der über 90-jährigen Geschichte von Tripsdrill (Cleebronn – in der Nähe von Stuttgart) hat man so etwas erlebt: Seit dem Frühjahr 2020 stellt Corona und die damit verbundenen Maßnahmen Deutschlands ersten Erlebnispark auf eine harte Probe. Eigentlich wollte der Erlebnispark am 27. März in die neue Saison starten, doch daraus wurde nichts. Jetzt heißt es auf Signale aus der Politik zu warten. Binnen weniger Tage könnte der Parkbetrieb hochgefahren werden und die Saison beginnen.. Alle Wartungs- und Routinearbeiten sind mittlerweile abgeschlossen. Freilich, für ein paar Fahrgeschäfte bräuchte es schon etwas Vorlaufszeit, beispielsweise dauert es ungefähr eine Woche, um Wasser-Attraktionen, wie beispielsweise das Waschzuber-Rafting zu befüllen. Doch eine Öffnungsperspektive und die Planungssicherheit fehlt in diesen Tagen. Und letztere ist gerade im Personalbereich zwingend notwendig – schließlich müssen auch die Saisonkräfte planen. „Unter dem Jahr beschäftigt der Erlebnispark 95 Mitarbeiter*innen. Im Sommer, der Hochsaison, stehen über 450 Personen pro Monat auf der Gehaltsliste“, berichtet Birger Meierjohann, Sprecher der Geschäftsleitung.

Die Attraktionen sind bereits für den Saisonstart vorbereitet. Auch die Katapult-Achterbahn „Karacho“ hat schon Testfahrten mit wassergefüllten Dummies hinter sich. Foto: © Tripsdrill

Stillstand ist gerade in der Freizeitbranche, die davon lebt, sich weiterzuentwickeln, ein Zustand, den man eigentlich vermeiden möchte. Mit den beiden neuen Achterbahnen „Hals über Kopf“ und „Volldampf“ hat Tripsdrill letztes Jahr, zu Anfang der Pandemie, die größte Investition der Parkgeschichte getätigt. Trotz Corona wollte man sich nicht vom Wege abbringen lassen. 2021 können sich die Besucher auf den als Wirtshaus thematisierten Bahnhof von „Hals-über-Kopf“ freuen. Das Besondere dabei: Zukünftig wird der Zug von „Volldampf“ vorwärts und rückwärts durch das Dach des neuen Gebäudes rauschen.

Den Winter über wurde in Tripsdrill das Bahnhofsgebäude von „Hals-über-Kopf“ im Stil eines historischen Wirtshauses fertiggestellt. Foto: © Tripsdrill

Vorfreude auf der einen Seite, Sorgen auf der anderen.

Die Lage ist angespannter als jemals zuvor. 2020 hat der Erlebnispark bereits 55 von 212 Saisontagen verloren. Die Wintersaison im Wildparadies und Natur-Resort fiel fast komplett aus – abgesehen von den wenigen Tagen, welche das Wildparadies im März öffnen durfte, bevor die „Notbremse“ aufgrund der im Landkreis Heilbronn gestiegenen 7-Tage-Inzidenz in Kraft trat. Von der Politik fühlen wir uns alleine gelassen: Die Freizeitpark-Branche wurde in den Bund-Länder-Gesprächen der letzten Wochen und Monate nicht einmal erwähnt. Bisher ist unsere Branche daher in keinen Stufenplänen berücksichtigt – und das, obwohl es sich bei Erlebnisparks um Freizeitangebote unter freiem Himmel mit bewährten Hygienekonzepten handelt. In den letzten Tagen wurde gemeldet, dass führende Aerosolforscher vor Symbolpolitik warnen, was die Corona-Bestimmungen unter freiem Himmel angeht, da das Coronavirus fast ausschließlich in Innenräumen übertragen würde. Entgegen dieser Erkenntnisse herrscht in unserer Branche allerdings schon seit November Stillstand – bis auf den Gutscheinverkauf haben wir keinerlei Einnahmen, können also nicht einmal einen Bruchteil der laufenden Kosten decken“, so Meierjohann gegenüber Wirtschaftskraft.

Und weiter: “ Unsere Gärtner müssen weiterhin unsere Grünanlagen instand halten. Und im Wildparadies müssen unsere Tierpfleger und Falkner sich selbstverständlich tagtäglich um ihre Schützlinge kümmern. Viele Arbeiten in Erlebnispark, Wildparadies und Natur-Resort fallen allerdings erst an, sobald es wieder Planungsperspektiven gibt. Für einen Großteil der Mitarbeiter müssen wir daher aktuell Kurzarbeit einsetzen. Entlassungen konnten zum Glück bisher vermieden werden.“

Das Wildparadies ist aufgrund der 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Heilbronn ebenfalls geschlossen. Die Tierpfleger und Falkner kümmern sich weiterhin täglich um Pflege und Training ihrer Schützlinge. Foto: © Tripsdrill

Im Vorjahr waren zeitweise bis zu 200 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Aktuell könnten es noch mehr werden, wenn sich der Lockdown weiter hinzieht.

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