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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Härtere Tarifverhandlungen nach Corona

Während die Tarifverhandlungen im Jahr 2020 unter dem Einfluss der Corona-Pandemie überaus harmonisch geführt wurden, zeichnet sich im laufenden Jahr eine Trendwende ab. Die Konfliktbereitschaft hat im ersten Halbjahr 2021 spürbar zugenommen, zeigt eine Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW).
Die Tarifauseinandersetzungen nehmen laut einer IW-Analyse wieder deutlich zu. ©Geralt

Von Gerd Lache | 05.09.2021

Im Zuge der sich von der Corona-Pandemie allmählich wieder erholenden Wirtschaft normalisierten sich auch die Tarifforderungen der Gewerkschaften für die Verhandlungen des ersten Halbjahres 2021. Die Entgeltforderungen lagen zwischen 4 und 5,3 Prozent für eine Laufzeit von 12 Monaten, heißt es im IW-Report 32/2021 der beiden Autoren Hagen Lesch und Luis Winter.

Quelle: IW

Bei weiterer wirtschaftlichen Stabilisierung und der anziehenden Teuerungsrate sei allgemein wieder eine expansivere Lohnpolitik zu erwarten. Die Tarifauseinandersetzungen bei der Deutschen Bahn, im Einzelhandel oder im Bankgewerbe bergen ein hohes Konfliktpotenzial. Das treffe angesichts der angespannten Haushaltslage auch für die im zweiten Halbjahr startenden Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst der Länder zu. „Damit dürfte sich der im ersten Halbjahr beobachtbare Trend einer zunehmenden Konfliktbereitschaft auch im zweiten Halbjahr 2021 fortsetzen“, so die Autoren.

Im IW-Monitoring werden die Tarifverhandlungen in 20 Branchen aus allen Bereichen der Volkswirtschaft und mit insgesamt rund 14 Millionen Beschäftigten regelmäßig ausgewertet. Außerdem ermitteln die IW-Wissenschaftler, wie konfliktreich diese Verhandlungen verlaufen. Die Konfliktintensität summiert die in Tarifverhandlungen erreichten Eskalationsstufen wie Streikdrohungen, Warnstreiks, juristische Auseinandersetzungen oder Urabstimmungen.

Dem IW zufolge stieg die Konfliktintensität im Durchschnitt auf 8,4 Punkte je Tarifkonflikt. Das liegt nahe am langjährigen Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2020 (9,0 Punkte). Im Jahr 2020 summierten sich die Eskalationsstufen im Durchschnitt auf lediglich 2,3 Punkte pro Verhandlung, während es 2019 (dem letzten Jahr vor der Pandemie) 10,3 Punkte waren.

Quelle: IW

Einbezogen für die Analyse werden aus dem Produzierenden Gewerbe das Bauhauptgewerbe, die Metall- und Elektro-Industrie, die Eisen- und Stahlindustrie, die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Chemische und pharmazeutische Industrie, die Papiererzeugende Industrie, die Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitende Industrie, die Druckindustrie und die Süßwarenindustrie.

Aus dem Dienstleistungssektor werden die Luftfahrt, die Flugsicherung, der Schienenverkehr, die Nachrichtenübermittlung, das Bankgewerbe, der Einzelhandel, der Groß- und Außenhandel, der Öffentliche Dienst, die Hotels und Gaststätten, die Krankenhäuser und die Gebäudereinigung berücksichtigt.

Quelle: IW

Der IW-Report ist als PDF kostenfrei zum Download abrufbar:

https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Report/PDF/2021/IW-Report_2021_Tarifverhandlungen_erstesHalbj.pdf


Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

… ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Verbänden und Unternehmen der Wirtschaft finanziert und  beschäftigt sich mit Wirtschafts- und Sozialpolitik, dem Bildungssystem und dem Arbeitsmarkt. Hauptsitz ist Köln, Büros  befinden sich in Berlin und Brüssel. (iw/wiki/gel)

AUDIO-PODCAST: IW-Tarifexperte Hagen Lesch im Interview mit dem Deutschlandfunk zum Bahnstreik. ©DennisStrassmeier
https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2021/08/12/die_macht_der_spartengewerkschaften_interview_mit_hagen_dlf_20210812_1216_5de682b5.mp3

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