Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 07.11.2022
Zuvor schon hat der Verband wvib Schwarzwald AG festgestellt, dass steigende Energiekosten und Preissteigerungen keinen Einfluss auf die Quartalszahlen der wvib-Mitgliedsunternehmen haben. Verdüstert haben sich laut ifo die Geschäftserwartungen für die Automobilbranche und damit für Automotive-Zulieferer im Nordschwarzwald.
Einer Umfrage des ifo Instituts zufolge sehen sich gegenwärtig 7,5 Prozent der Unternehmen in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. „Während der Corona-Hochphase lagen diese Zahlen deutlich höher, nämlich bei 21,8 Prozent. Angesichts der kräftigen konjunkturellen Abkühlung zeigen sich die Unternehmen sehr robust“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. Der Anteil der Unternehmen, die sich existenziell bedroht sehen, hat sich demnach im Vergleich zur letzten Erhebung im April nur leicht erhöht. Damals waren es 7,1 Prozent.
Besonders betroffen ist derzeit der Einzelhandel, wo 11,6 Prozent der Unternehmen von einer existenzbedrohenden Situation berichteten (April: 6,9 Prozent). „Die aktuelle Inflationsdynamik macht den Einzelhändlern große Sorgen“, sagt Wohlrabe.
Bei den Dienstleistern ist der Anteil von 9,3 auf 7,7 Prozent gesunken. Beunruhigt sind vor allem Kleinstunternehmen und Soloselbständige sowie die Hotelbranche. Sorgenfrei sind dagegen die Unternehmen der IT-Branche oder der Wohnungswirtschaft.
Im Verarbeitenden Gewerbe sehen 7 Prozent ihre Existenz bedroht (April: 4,9 Prozent). Schwierig bleibt die Situation laut ifo Institut für viele Unternehmen aus der Textilbranche (33,6 Prozent) und bei den Druckern (18,6 Prozent). Aber auch in der Metallbranche haben die Sorgen zugenommen. „Die gestiegenen Energiepreise haben vor allem in energieintensiven Branchen zu einer leicht erhöhten Existenzangst geführt“, sagt Wohlrabe. „Die Auftragsbücher sind in der Industrie aber weiterhin gut gefüllt.“
Rückläufiger Materialmangel
Die Materialknappheit in der Industrie ist leicht zurückgegangen, wie ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe erklärt. 63,8 Prozent der befragten Firmen berichteten demnach im Oktober von Engpässen, nach 65,8 Prozent im September. „Der große Auftragsbestand der Industrie kann nicht abgearbeitet werden“, sagt Wohlrabe. Doch „das wäre für eine Stützung der Konjunktur gegenwärtig jedoch sehr wichtig“.
In der Automobilbranche hat sich die Materialengpass-Situation etwas entschärft, von 82,0 auf 74,9 Prozent. Die Zahlen bleiben in vielen Branchen ähnlich hoch, so bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (76,1 Prozent) sowie dem Maschinenbau (85,9 Prozent).
Von einem neuen Rekordwert berichteten die Getränkehersteller. Hier sind nun 79,1 Prozent betroffen, nach 70,1. In den energieintensiven Branchen war die Entwicklung uneinheitlich. Während der Anteil in der Chemischen Industrie von 44,9 auf 49,1 Prozent stieg, sank er in der Glas- und Keramikindustrie von 41,7 auf 35,3 Prozent. „Das mag an einer sinkenden Produktion liegen“, sagt Wohlrabe.
Erträge der Autohersteller gesunken
Unterdessen haben sich die Geschäftserwartungen für die Autobranche im Oktober verdüstert. Im Oktober sank der Wert auf minus 35,3 Punkte, nach minus 6,3. „Die Sorge um eine ausfallende Nachfrage trifft nun auch die Autohersteller und ihre Zulieferer“, sagt Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.
So seien bei den Herstellern die Aufträge (minus 26,2 Punkte) und die Nachfrage (minus 38,1 Punkte) im Vergleich zum September rückläufig. In der gesamten Branche sank die Bewertung der aktuellen Lage – allerdings nur von minus 5,1 auf minus 5,7 Punkte.
Die Erträge der Hersteller brachen ein. Die Beurteilung für das zweite Halbjahr 2022 fiel auf minus 59,7 Punkte, nach plus 33,8 im ersten Halbjahr. Allerdings bewerteten sie den Auftragsbestand positiv und wollen in den nächsten Monaten mehr produzieren. „Einbrechende Nachfrage und steigende Material- und Produktionskosten verschlechtern selbst bei erhöhten Verkaufspreisen die Ertragslage“, erläutert Falck.
Lage der Automotive-Zulieferer
Die Situation der Zulieferer hat sich weiter eingetrübt. Sie bewerteten ihre Ertragslage im zweiten Halbjahr 2022 schlechter – mit minus 31,0 Punkten, nach minus 26,4 im ersten Halbjahr 2022. „Bei den Zulieferern sind Auftragsbestand und Nachfrage weiterhin rückläufig“, sagt Falck. In den nächsten Monaten wollen sie weniger produzieren. Die Geschäftserwartungen der Zulieferer fielen auf minus 37,0 Punkte, nach minus 30,7.
Information und Forschung, dafür steht das ifo Institut nach eigenen Angaben seit seiner Gründung im Januar 1949. Es bezeichnet sich als eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Europa. Seine Forschung untersucht, wie staatliches Handeln wirtschaftlichen Wohlstand und gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig wahren und steigern kann. Das ifo Institut kooperiert eng mit der Ludwig-Maximilians-Universität, dem Center for Economic Studies (CES) und der CESifo GmbH und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. (pm)
Von Gerd Lache | 07.11.2022
Zuvor schon hat der Verband wvib Schwarzwald AG festgestellt, dass steigende Energiekosten und Preissteigerungen keinen Einfluss auf die Quartalszahlen der wvib-Mitgliedsunternehmen haben. Verdüstert haben sich laut ifo die Geschäftserwartungen für die Automobilbranche und damit für Automotive-Zulieferer im Nordschwarzwald.
Einer Umfrage des ifo Instituts zufolge sehen sich gegenwärtig 7,5 Prozent der Unternehmen in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. „Während der Corona-Hochphase lagen diese Zahlen deutlich höher, nämlich bei 21,8 Prozent. Angesichts der kräftigen konjunkturellen Abkühlung zeigen sich die Unternehmen sehr robust“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. Der Anteil der Unternehmen, die sich existenziell bedroht sehen, hat sich demnach im Vergleich zur letzten Erhebung im April nur leicht erhöht. Damals waren es 7,1 Prozent.
Besonders betroffen ist derzeit der Einzelhandel, wo 11,6 Prozent der Unternehmen von einer existenzbedrohenden Situation berichteten (April: 6,9 Prozent). „Die aktuelle Inflationsdynamik macht den Einzelhändlern große Sorgen“, sagt Wohlrabe.
Bei den Dienstleistern ist der Anteil von 9,3 auf 7,7 Prozent gesunken. Beunruhigt sind vor allem Kleinstunternehmen und Soloselbständige sowie die Hotelbranche. Sorgenfrei sind dagegen die Unternehmen der IT-Branche oder der Wohnungswirtschaft.
Im Verarbeitenden Gewerbe sehen 7 Prozent ihre Existenz bedroht (April: 4,9 Prozent). Schwierig bleibt die Situation laut ifo Institut für viele Unternehmen aus der Textilbranche (33,6 Prozent) und bei den Druckern (18,6 Prozent). Aber auch in der Metallbranche haben die Sorgen zugenommen. „Die gestiegenen Energiepreise haben vor allem in energieintensiven Branchen zu einer leicht erhöhten Existenzangst geführt“, sagt Wohlrabe. „Die Auftragsbücher sind in der Industrie aber weiterhin gut gefüllt.“
Rückläufiger Materialmangel
Die Materialknappheit in der Industrie ist leicht zurückgegangen, wie ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe erklärt. 63,8 Prozent der befragten Firmen berichteten demnach im Oktober von Engpässen, nach 65,8 Prozent im September. „Der große Auftragsbestand der Industrie kann nicht abgearbeitet werden“, sagt Wohlrabe. Doch „das wäre für eine Stützung der Konjunktur gegenwärtig jedoch sehr wichtig“.
In der Automobilbranche hat sich die Materialengpass-Situation etwas entschärft, von 82,0 auf 74,9 Prozent. Die Zahlen bleiben in vielen Branchen ähnlich hoch, so bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (76,1 Prozent) sowie dem Maschinenbau (85,9 Prozent).
Von einem neuen Rekordwert berichteten die Getränkehersteller. Hier sind nun 79,1 Prozent betroffen, nach 70,1. In den energieintensiven Branchen war die Entwicklung uneinheitlich. Während der Anteil in der Chemischen Industrie von 44,9 auf 49,1 Prozent stieg, sank er in der Glas- und Keramikindustrie von 41,7 auf 35,3 Prozent. „Das mag an einer sinkenden Produktion liegen“, sagt Wohlrabe.
Erträge der Autohersteller gesunken
Unterdessen haben sich die Geschäftserwartungen für die Autobranche im Oktober verdüstert. Im Oktober sank der Wert auf minus 35,3 Punkte, nach minus 6,3. „Die Sorge um eine ausfallende Nachfrage trifft nun auch die Autohersteller und ihre Zulieferer“, sagt Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.
So seien bei den Herstellern die Aufträge (minus 26,2 Punkte) und die Nachfrage (minus 38,1 Punkte) im Vergleich zum September rückläufig. In der gesamten Branche sank die Bewertung der aktuellen Lage – allerdings nur von minus 5,1 auf minus 5,7 Punkte.
Die Erträge der Hersteller brachen ein. Die Beurteilung für das zweite Halbjahr 2022 fiel auf minus 59,7 Punkte, nach plus 33,8 im ersten Halbjahr. Allerdings bewerteten sie den Auftragsbestand positiv und wollen in den nächsten Monaten mehr produzieren. „Einbrechende Nachfrage und steigende Material- und Produktionskosten verschlechtern selbst bei erhöhten Verkaufspreisen die Ertragslage“, erläutert Falck.
Lage der Automotive-Zulieferer
Die Situation der Zulieferer hat sich weiter eingetrübt. Sie bewerteten ihre Ertragslage im zweiten Halbjahr 2022 schlechter – mit minus 31,0 Punkten, nach minus 26,4 im ersten Halbjahr 2022. „Bei den Zulieferern sind Auftragsbestand und Nachfrage weiterhin rückläufig“, sagt Falck. In den nächsten Monaten wollen sie weniger produzieren. Die Geschäftserwartungen der Zulieferer fielen auf minus 37,0 Punkte, nach minus 30,7.
Information und Forschung, dafür steht das ifo Institut nach eigenen Angaben seit seiner Gründung im Januar 1949. Es bezeichnet sich als eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Europa. Seine Forschung untersucht, wie staatliches Handeln wirtschaftlichen Wohlstand und gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig wahren und steigern kann. Das ifo Institut kooperiert eng mit der Ludwig-Maximilians-Universität, dem Center for Economic Studies (CES) und der CESifo GmbH und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. (pm)
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