
Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
24.10.2025
Claudia Keller
Mit einem kleinen Rückblick in die Vergangenheit der Ölmühle in Illingen startete die Besichtigung des Betriebes. „Es gab ganz unterschiedliche Zeiten und Phasen, darunter auch zwei Weltkriege“, so der heutige Geschäftsführer Jürgen Kraut, der die Ölmühle in sechster Generation führt. „Mein Opa Fritz war ausschließlich Lohnmüller.“ Damals brachten die Kunden ihre Rohware, nahmen das daraus entstandene Öl wieder mit und bezahlten die Dienstleistung. Das sei auch heute noch möglich, beispielsweise mit Walnüssen.
„Walnüsse hat es hier aber zu Zeiten von meinem Opa Fritz kaum gegeben“, erklärte Krauth. „80 Prozent des produzierten Öls stammte aus Schlafmohn.“ Er schüttelte eine reife Mohnkapsel, die ein gut hörbares Rasseln von sich gab und erklärte, dass im Inneren etwa 2.000 winzige Samen enthalten sind. Und weil das wie eine Babyrassel „kläppert“, habe man früher zu einem Mohnfeld auch „Kläpperles-Feld“ gesagt. Diese Felder seien außerdem mit viel Handarbeit verbunden gewesen, weil sich der Mohn langsamer entwickelt als das Unkraut und deshalb viel gejätet werden musste. „Früher hat jede Familie ein Kläpperles-Feld gehabt, so hat man sich über Mohn mit Öl versorgt“, sagte Krauth. Im Jahr 1953 wurde der Mohnanbau allerdings bei Strafe verboten. Heute bauen für die Ölmühle wieder drei Landwirte Mohn an, was allerdings genehmigungspflichtig sei. Da Krauths Großvater in den 1950er Jahren kein Mohnöl mehr herstellen konnte, entschied er sich in den Ruhestand zu gehen, weshalb die Ölmühle in einen 40-jährigen Dornröschenschlaf fiel.
Krauths Vater Ulrich erweckte die Mühle im Jahr 2002 dann wieder zum Leben. „Mein Vater hat die ganze Familie eingeladen und wieder Öl gemacht“, erinnerte sich der heutige Geschäftsführer. „Wenig später hat es auch mich gepackt und im Jahr 2010 habe ich mich entschieden, hier im Vollerwerb einzusteigen und meinen damaligen Job aufzugeben.“ Allein die Lohnpressung mit Walnüssen, wofür die Mühle weithin bekannt ist, sei aber nicht tragfähig gewesen. Heute produziert die Mühle auch eigene Öle und hat einzelne Handelsprodukte im Angebot. „Produkte, die wir nicht selber herstellen, aber aus vertrauenswürdiger Quelle kommen“, betonte Krauth. Dazu gehört das Olivenöl von einem kleinen Familienbetrieb in Sizilien, den er persönlich besucht und ausgewählt hat. Den aufmerksamen Zuhörern erklärte er, dass auf einer Flasche Olivenöl möglichst der Name und der Ort der Produktionsstätte verzeichnet sein sollte. „Dann ist das Öl rückverfolgbar“, sagte er. Wie heikel der Olivenöl-Markt ist, verdeutlichte er mit der Tatsache, dass beispielsweise in Italien nicht genug Olivenöl für den Eigenbedarf der Italiener produziert werde.

Als Produkt aus der Region bezeichnete er hingegen Lein. „Eine Kulturpflanze, die über Jahrhunderte bei uns präsent war und in Vergessenheit geraten ist“, sagte Krauth. Leinöl sei als Speiseöl früher aber nicht sehr verbreitet gewesen, sondern eher als Holzschutz oder als Bindemittel für Farben verwendet worden. Heutzutage wird Leinöl vor allem wegen seiner gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren geschätzt. Krauth ging damals also auf die Suche nach Landwirten und wurde bei Frank Bäuerle in Wiernsheim fündig, der im Jahr 2011 zum ersten Mal Lein für die Illinger Ölmühle aussäte. Aus anfänglich drei Hektar sind inzwischen 26 Hektar geworden, verteilt auf sechs Landwirte im Enzkreis und im Kreis Ludwigsburg.

Zur Demonstration ging es direkt in die Produktion. Aus der Schneckenpresse lief das frisch gepresste Leinöl in einem dünnen Strahl heraus. Die Maschine verarbeitet alle rieselfähigen Rohstoffe, vor allem aber Goldlein. „Einziger Nachteil von Leinöl ist, dass es sehr sensibel und nicht viel länger als drei Monate haltbar ist“, erklärte Krauth. Deshalb müsse das Leinöl auch im Kühlschrank aufbewahrt werden. In der Mühle wird regelmäßig frisch gepresst, denn in den unverletzten Samen ist das Öl länger haltbar. Die Besucher lernten außerdem, dass auch die die bei der Ölpressung anfallen Pflanzenreste weiterverwendet werden. So kann aus den Leinsamenresten Gold-Leinmehl gemahlen werden, was beispielsweise die Backeigenschaften von Brot verbessert.

In einem anderen Produktionsraum konnte die alte Stempelpresse bei der Arbeit besichtigt werden. Die Maschine kann einen Druck von rund 300 Bar aufbauen. 12 Kilo bis 13 Kilo Walnusskerne passen in einen Pressbehälter. Das Team der Ölmühle bestückte die Stempelpresse mit den sorgfältig getrockneten und aus der Schale ausgelösten Walnüssen von Familie Grether aus Karlsruhe. „Wir haben schon 22 Ernten hier pressen lassen“, erklärte Linda Grether. In diesem Jahr konnten sie von ihren fünf Walnussbäumen rund 25 Kilogramm ernten und sich nach der Pressung über etwa 18 Liter Öl freuen.
24.10.2025
Claudia Keller
Mit einem kleinen Rückblick in die Vergangenheit der Ölmühle in Illingen startete die Besichtigung des Betriebes. „Es gab ganz unterschiedliche Zeiten und Phasen, darunter auch zwei Weltkriege“, so der heutige Geschäftsführer Jürgen Kraut, der die Ölmühle in sechster Generation führt. „Mein Opa Fritz war ausschließlich Lohnmüller.“ Damals brachten die Kunden ihre Rohware, nahmen das daraus entstandene Öl wieder mit und bezahlten die Dienstleistung. Das sei auch heute noch möglich, beispielsweise mit Walnüssen.
„Walnüsse hat es hier aber zu Zeiten von meinem Opa Fritz kaum gegeben“, erklärte Krauth. „80 Prozent des produzierten Öls stammte aus Schlafmohn.“ Er schüttelte eine reife Mohnkapsel, die ein gut hörbares Rasseln von sich gab und erklärte, dass im Inneren etwa 2.000 winzige Samen enthalten sind. Und weil das wie eine Babyrassel „kläppert“, habe man früher zu einem Mohnfeld auch „Kläpperles-Feld“ gesagt. Diese Felder seien außerdem mit viel Handarbeit verbunden gewesen, weil sich der Mohn langsamer entwickelt als das Unkraut und deshalb viel gejätet werden musste. „Früher hat jede Familie ein Kläpperles-Feld gehabt, so hat man sich über Mohn mit Öl versorgt“, sagte Krauth. Im Jahr 1953 wurde der Mohnanbau allerdings bei Strafe verboten. Heute bauen für die Ölmühle wieder drei Landwirte Mohn an, was allerdings genehmigungspflichtig sei. Da Krauths Großvater in den 1950er Jahren kein Mohnöl mehr herstellen konnte, entschied er sich in den Ruhestand zu gehen, weshalb die Ölmühle in einen 40-jährigen Dornröschenschlaf fiel.
Krauths Vater Ulrich erweckte die Mühle im Jahr 2002 dann wieder zum Leben. „Mein Vater hat die ganze Familie eingeladen und wieder Öl gemacht“, erinnerte sich der heutige Geschäftsführer. „Wenig später hat es auch mich gepackt und im Jahr 2010 habe ich mich entschieden, hier im Vollerwerb einzusteigen und meinen damaligen Job aufzugeben.“ Allein die Lohnpressung mit Walnüssen, wofür die Mühle weithin bekannt ist, sei aber nicht tragfähig gewesen. Heute produziert die Mühle auch eigene Öle und hat einzelne Handelsprodukte im Angebot. „Produkte, die wir nicht selber herstellen, aber aus vertrauenswürdiger Quelle kommen“, betonte Krauth. Dazu gehört das Olivenöl von einem kleinen Familienbetrieb in Sizilien, den er persönlich besucht und ausgewählt hat. Den aufmerksamen Zuhörern erklärte er, dass auf einer Flasche Olivenöl möglichst der Name und der Ort der Produktionsstätte verzeichnet sein sollte. „Dann ist das Öl rückverfolgbar“, sagte er. Wie heikel der Olivenöl-Markt ist, verdeutlichte er mit der Tatsache, dass beispielsweise in Italien nicht genug Olivenöl für den Eigenbedarf der Italiener produziert werde.

Als Produkt aus der Region bezeichnete er hingegen Lein. „Eine Kulturpflanze, die über Jahrhunderte bei uns präsent war und in Vergessenheit geraten ist“, sagte Krauth. Leinöl sei als Speiseöl früher aber nicht sehr verbreitet gewesen, sondern eher als Holzschutz oder als Bindemittel für Farben verwendet worden. Heutzutage wird Leinöl vor allem wegen seiner gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren geschätzt. Krauth ging damals also auf die Suche nach Landwirten und wurde bei Frank Bäuerle in Wiernsheim fündig, der im Jahr 2011 zum ersten Mal Lein für die Illinger Ölmühle aussäte. Aus anfänglich drei Hektar sind inzwischen 26 Hektar geworden, verteilt auf sechs Landwirte im Enzkreis und im Kreis Ludwigsburg.

Zur Demonstration ging es direkt in die Produktion. Aus der Schneckenpresse lief das frisch gepresste Leinöl in einem dünnen Strahl heraus. Die Maschine verarbeitet alle rieselfähigen Rohstoffe, vor allem aber Goldlein. „Einziger Nachteil von Leinöl ist, dass es sehr sensibel und nicht viel länger als drei Monate haltbar ist“, erklärte Krauth. Deshalb müsse das Leinöl auch im Kühlschrank aufbewahrt werden. In der Mühle wird regelmäßig frisch gepresst, denn in den unverletzten Samen ist das Öl länger haltbar. Die Besucher lernten außerdem, dass auch die die bei der Ölpressung anfallen Pflanzenreste weiterverwendet werden. So kann aus den Leinsamenresten Gold-Leinmehl gemahlen werden, was beispielsweise die Backeigenschaften von Brot verbessert.

In einem anderen Produktionsraum konnte die alte Stempelpresse bei der Arbeit besichtigt werden. Die Maschine kann einen Druck von rund 300 Bar aufbauen. 12 Kilo bis 13 Kilo Walnusskerne passen in einen Pressbehälter. Das Team der Ölmühle bestückte die Stempelpresse mit den sorgfältig getrockneten und aus der Schale ausgelösten Walnüssen von Familie Grether aus Karlsruhe. „Wir haben schon 22 Ernten hier pressen lassen“, erklärte Linda Grether. In diesem Jahr konnten sie von ihren fünf Walnussbäumen rund 25 Kilogramm ernten und sich nach der Pressung über etwa 18 Liter Öl freuen.
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