Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 29.07.2022
Da waren sich IHK-Präsident Liebherr und Ex-Fußball-Profi Stanislawski einig: Auch in schwierigen Zeiten sei es wichtig, nach vorne zu schauen, neue Ideen zu entwickeln und Pläne zu schmieden. Stanislawski setzte noch eins drauf: Quer denken, auch mal ganz ausgefallene Ideen verwirklichen, die ausgetretenen Pfade verlassen oder sogar etwas ganz Schräges ausprobieren, war sein Rat an die rund 900 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beim Empfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein – der wegen Corona vom traditionellen Januar-Termin als Sommerempfang auf Juli verschoben werden musste.
Der gebürtige Hamburger, Jahrgang 1969, mit Lehrabschluss als Masseur, spielte ab Mitte 1993 als Libero für den FC St. Pauli. Eine anhaltende Knieentzündung beendete seine Spielerkarriere. Er ließ sich zum Sportmanager ausbilden und wurde Trainer bei St. Pauli, später auch bei der TSG Hoffenheim und beim 1. FC Köln. Wie im Unternehmertum gelte es, auch harte Personalentscheidungen zu treffen, die Menschen abzuholen und mitzunehmen, sie zu begeistern und auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören.
2014 verließ er den Sport-Pfad. Gemeinsam mit Ex-HSV-Profi Alexander Laas stieg er als geschäftsführender Gesellschafter in einen Lebensmittelmarkt ein. Stanislawski ist seither Mitglied in der Hamburger Handelskammer, dem Pendant der IHK, sowie im Plenum (Vollversammlung) und im Handelsausschuss. Die Kammer der Hansestadt vertritt rund 150.000 Unternehmen mit etwa 800.000 Beschäftigten.
„Ich hatte von Supermarkt null Ahnung“, bekannte Stanislawski. Das hat sich inzwischen geändert: Das Rewe-Center „H.Stanislawski & A.Laas“ in Hamburg-Winterhude, ein ehemaliges Straßenbahn-Depot, ist mit etwa 7500 Quadratmetern Fläche und 300 Parkplätzen sowie einem Sortiment von mehr als 60.000 Artikeln das größte in Norddeutschland. Die rund 140 Mitarbeitenden erwirtschaften einen Jahresumsatz zwischen 40 und 41 Millionen Euro.
Aber auch hier bleibt Stanislawski seinem Motto treu, andere Wege zu beschreiten. So ist im Supermarkt ein kleines Fußballfeld angelegt, auf dem die Kinder toben können, während Mütter oder Väter ihre Einkäufe erledigen. „Bei den Kleinen heißt der Supermarkt nur noch Arena.“
Nicht genug: Am Spielfeldrand ist ein Treffpunkt eingerichtet, an dem die Menschen zusammen kommen und für 50 Cent einen Cappuccino trinken können. Vorteil dieser Kombination: Wenn ein Kind weint, ist immer jemand da, der es so lange tröstet, bis die Eltern zurück sind.
Anfängliches Kopfschütteln bei den Mitarbeitenden hat Stanislawski für seine Idee geerntet, eine Single-Shopping-Night zu veranstalten: ab 22 Uhr bis weit nach Mitternacht Sekt, Häppchen, Musik und Tanz im Supermarkt. Kann doch nichts werden, hieß es. Von wegen: Inzwischen – die Zeit der Corona-Pandemie ausgenommen – kommen jeweils rund 3000 Gäste aus ganz Hamburg zu dem Event.
Und wenn’s keinen Erfolg gehabt hätte? „Das hätte uns nicht ruiniert“, meinte der Ex-Trainer. „Es darf auch mal nicht funktionieren.“ Wichtig bei allen – auch verrückten – Ideen sei, dass die Mitarbeitenden das Gefühl hätten, „der Chef weiß, was er da macht“.
In lediglich einem Punkt unterscheiden sich Wirtschaft und Sport aber doch, weiß Stanislawski: in der Emotionalität. Soll heißen: „Wenn du in der 91. Minute das 1:0 schießt, dann feiert man. Die Bierbecher fliegen, man liegt sich in den Armen…“ Wenn im Supermarkt vier Scheiben mehr Gouda verkauft werden, „dann machen wir keine Polonaise“.
Außerdem im IHK-Programm: Mit einem beeindruckenden Showact jonglierte das Freestyle-Fußball-Duo Aguska Mnich und Patrick Bäurer seine Bälle artistisch zwischen Kopf und Fuß. Außerdem stellten sie unter der Aufsicht von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Salomon einen neuen Weltrekord auf. In 30 Sekunden schafften es die talentierten Freestyler, sich den Ball in 24 Pässen von Nacken zu Nacken zuzuspielen. Ihr bisheriger Rekord aus dem Vorjahr in England lag bei 21.
Siehe dazu VIDEO auf WirtschaftsKraft.
Auf einer weiteren Bühne präsentierte der Stadionsprecher des FC Freiburg, Stefan Mayer, Start-ups sowie Acceleratoren und Gründungsinitiativen. Und schließlich nutzen die IHK-Heimspiel-Gäste bei Speis und Trank die Gelegenheit zum Netzwerken und Gedankenaustausch in der „Nachspielzeit“. „Bekanntlich fallen in dieser viele Tore“, meinte Präsident Eberhard Liebherr.
Zuvor ging Liebherr in seiner Eröffnungsrede auf die aktuellen Herausforderungen ein. Der von Russland verursachte, „völlig unnötige Krieg“ sei „ein Verbrechen an den Menschen in der Ukraine, denen unser ganzes Mitgefühl gehört“. In der Folge erlebe man Unterbrechungen vieler Lieferketten und hohe Verteuerungen, insbesondere im Energiebereich. Erschwerend komme der „kaum noch beherrschbare“ Fachkräfte- beziehungsweise Arbeitskräftemangel hinzu, der geschäftliche Chancen, die sich noch immer auftun, „von vornherein zunichtemacht“.
Eberhard Liebherr, Jahrgang 1957, hat vor einem Jahr das Präsidentenamt von Dr. Steffen Auer übernommen, der satzungsgemäß nach zehn Jahren ausgeschieden ist. Liebherr, einst engagiertes Mitglied der Wirtschaftsjunioren, ist Geschäftsführer des Großhandelsunternehmens Ketterer + Liebherr (Freiburg) sowie Geschäftsführer von Lotter + Liebherr, einem Fachhandel für Bodenbeläge und Zubehör (Gaggenau). Die Kammer vertritt rund 70.000 Mitglieder.
Von Gerd Lache | 29.07.2022
Da waren sich IHK-Präsident Liebherr und Ex-Fußball-Profi Stanislawski einig: Auch in schwierigen Zeiten sei es wichtig, nach vorne zu schauen, neue Ideen zu entwickeln und Pläne zu schmieden. Stanislawski setzte noch eins drauf: Quer denken, auch mal ganz ausgefallene Ideen verwirklichen, die ausgetretenen Pfade verlassen oder sogar etwas ganz Schräges ausprobieren, war sein Rat an die rund 900 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beim Empfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein – der wegen Corona vom traditionellen Januar-Termin als Sommerempfang auf Juli verschoben werden musste.
Der gebürtige Hamburger, Jahrgang 1969, mit Lehrabschluss als Masseur, spielte ab Mitte 1993 als Libero für den FC St. Pauli. Eine anhaltende Knieentzündung beendete seine Spielerkarriere. Er ließ sich zum Sportmanager ausbilden und wurde Trainer bei St. Pauli, später auch bei der TSG Hoffenheim und beim 1. FC Köln. Wie im Unternehmertum gelte es, auch harte Personalentscheidungen zu treffen, die Menschen abzuholen und mitzunehmen, sie zu begeistern und auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören.
2014 verließ er den Sport-Pfad. Gemeinsam mit Ex-HSV-Profi Alexander Laas stieg er als geschäftsführender Gesellschafter in einen Lebensmittelmarkt ein. Stanislawski ist seither Mitglied in der Hamburger Handelskammer, dem Pendant der IHK, sowie im Plenum (Vollversammlung) und im Handelsausschuss. Die Kammer der Hansestadt vertritt rund 150.000 Unternehmen mit etwa 800.000 Beschäftigten.
„Ich hatte von Supermarkt null Ahnung“, bekannte Stanislawski. Das hat sich inzwischen geändert: Das Rewe-Center „H.Stanislawski & A.Laas“ in Hamburg-Winterhude, ein ehemaliges Straßenbahn-Depot, ist mit etwa 7500 Quadratmetern Fläche und 300 Parkplätzen sowie einem Sortiment von mehr als 60.000 Artikeln das größte in Norddeutschland. Die rund 140 Mitarbeitenden erwirtschaften einen Jahresumsatz zwischen 40 und 41 Millionen Euro.
Aber auch hier bleibt Stanislawski seinem Motto treu, andere Wege zu beschreiten. So ist im Supermarkt ein kleines Fußballfeld angelegt, auf dem die Kinder toben können, während Mütter oder Väter ihre Einkäufe erledigen. „Bei den Kleinen heißt der Supermarkt nur noch Arena.“
Nicht genug: Am Spielfeldrand ist ein Treffpunkt eingerichtet, an dem die Menschen zusammen kommen und für 50 Cent einen Cappuccino trinken können. Vorteil dieser Kombination: Wenn ein Kind weint, ist immer jemand da, der es so lange tröstet, bis die Eltern zurück sind.
Anfängliches Kopfschütteln bei den Mitarbeitenden hat Stanislawski für seine Idee geerntet, eine Single-Shopping-Night zu veranstalten: ab 22 Uhr bis weit nach Mitternacht Sekt, Häppchen, Musik und Tanz im Supermarkt. Kann doch nichts werden, hieß es. Von wegen: Inzwischen – die Zeit der Corona-Pandemie ausgenommen – kommen jeweils rund 3000 Gäste aus ganz Hamburg zu dem Event.
Und wenn’s keinen Erfolg gehabt hätte? „Das hätte uns nicht ruiniert“, meinte der Ex-Trainer. „Es darf auch mal nicht funktionieren.“ Wichtig bei allen – auch verrückten – Ideen sei, dass die Mitarbeitenden das Gefühl hätten, „der Chef weiß, was er da macht“.
In lediglich einem Punkt unterscheiden sich Wirtschaft und Sport aber doch, weiß Stanislawski: in der Emotionalität. Soll heißen: „Wenn du in der 91. Minute das 1:0 schießt, dann feiert man. Die Bierbecher fliegen, man liegt sich in den Armen…“ Wenn im Supermarkt vier Scheiben mehr Gouda verkauft werden, „dann machen wir keine Polonaise“.
Außerdem im IHK-Programm: Mit einem beeindruckenden Showact jonglierte das Freestyle-Fußball-Duo Aguska Mnich und Patrick Bäurer seine Bälle artistisch zwischen Kopf und Fuß. Außerdem stellten sie unter der Aufsicht von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Salomon einen neuen Weltrekord auf. In 30 Sekunden schafften es die talentierten Freestyler, sich den Ball in 24 Pässen von Nacken zu Nacken zuzuspielen. Ihr bisheriger Rekord aus dem Vorjahr in England lag bei 21.
Siehe dazu VIDEO auf WirtschaftsKraft.
Auf einer weiteren Bühne präsentierte der Stadionsprecher des FC Freiburg, Stefan Mayer, Start-ups sowie Acceleratoren und Gründungsinitiativen. Und schließlich nutzen die IHK-Heimspiel-Gäste bei Speis und Trank die Gelegenheit zum Netzwerken und Gedankenaustausch in der „Nachspielzeit“. „Bekanntlich fallen in dieser viele Tore“, meinte Präsident Eberhard Liebherr.
Zuvor ging Liebherr in seiner Eröffnungsrede auf die aktuellen Herausforderungen ein. Der von Russland verursachte, „völlig unnötige Krieg“ sei „ein Verbrechen an den Menschen in der Ukraine, denen unser ganzes Mitgefühl gehört“. In der Folge erlebe man Unterbrechungen vieler Lieferketten und hohe Verteuerungen, insbesondere im Energiebereich. Erschwerend komme der „kaum noch beherrschbare“ Fachkräfte- beziehungsweise Arbeitskräftemangel hinzu, der geschäftliche Chancen, die sich noch immer auftun, „von vornherein zunichtemacht“.
Eberhard Liebherr, Jahrgang 1957, hat vor einem Jahr das Präsidentenamt von Dr. Steffen Auer übernommen, der satzungsgemäß nach zehn Jahren ausgeschieden ist. Liebherr, einst engagiertes Mitglied der Wirtschaftsjunioren, ist Geschäftsführer des Großhandelsunternehmens Ketterer + Liebherr (Freiburg) sowie Geschäftsführer von Lotter + Liebherr, einem Fachhandel für Bodenbeläge und Zubehör (Gaggenau). Die Kammer vertritt rund 70.000 Mitglieder.
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