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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Ein Jahr des Goldrauschs bei C. Hafner und in der Goldstadt Pforzheim

Das Unternehmen C. Hafner zählt zu den führenden Unternehmen Europas im Bereich der Edelmetall-Technologie. WirtschaftsKRAFT sprach mit Andreas Berger über den rasanten Anstieg des Goldpreises 2024.
Freut sich über ein starkes Jahr: Andreas Berger, Edelmetallhandelsexperte bei C.Hafner. Foto: Sandra Gallian

27.12.2024

von Sandra Gallian

Das Unternehmen C. Hafner zählt zu den führenden Unternehmen Europas im Bereich der Edelmetall-Technologie. Andreas Berger, seit 15 Jahren im Edelmetallhandel bei der traditionsreichen Firma in Wimsheim tätig, hat in seiner Laufbahn bereits viele Schwankungen am Goldmarkt erlebt. Doch 2024 stellte selbst ihn vor neue Dimensionen: „Einen solchen Anstieg der Goldkurve wie in diesem Jahr habe ich bisher noch nicht erlebt,“ erklärt er. Mit einem Plus von 30 % beim Goldpreis war das Jahr nicht nur für Anleger intensiv, sondern auch für die gesamte Branche.

Dieser rasante Anstieg des Goldpreises hatte deutliche Auswirkungen auf den Edelmetallhandel. „Wir haben gestiegene Handelsmengen sowohl bei Gold als auch bei Silber verzeichnet,“ berichtet Berger. Besonders auffällig sei die enorm gestiegene Menge an Scheidgut, das von Kunden zurück in den Goldkreislauf geführt wurde. „Es begann im März mit dem Preisanstieg und hält bis heute an. Solche großen Mengen haben wir selten zuvor verarbeitet.“

Recycling im Fokus

Das Recycling-Geschäft bildet das Herzstück der Aktivitäten von C. Hafner. Als reiner Recycler und nicht als Refiner, der beispielsweise Minenmaterial aufbereitet, hat das Unternehmen eine Vorreiterrolle in der Branche eingenommen. „Das Thema Nachhaltigkeit liegt nicht nur der Familie Hafner, sondern auch unseren Kunden zunehmend am Herzen,“ betont Berger. C. Hafner ist bis dato die einzige Scheideanstalt, die CO2-neutrale Edelmetalle anbietet. „Der gesamte Scheideprozess in unserem Haus ist CO2-neutral,“ hebt der Experte hervor.

Nachhaltigkeit wird bei C. Hafner durch zertifizierte Materialien und faire Produktionsbedingungen sichergestellt. Mit Nachweisen wie dem COC-Status (Chain of Custody) des Responsible Jewellery Council (RJC) und der seit 2013 bestehenden Zertifizierung der London Bullion Market Association (LBMA) kann das Unternehmen die Herkunft des Goldes lückenlos belegen. „Diese Standards sind zwar mit Kosten verbunden, doch sie geben dem Kunden die Gewissheit, dass er ein nachhaltig produziertes Produkt erhält,“ erklärt Andreas Berger. Die Investitionen in Technologie und Prozesse seien für die CO2-Neutralität unerlässlich.

Auch die Goldbarren von C.Hafner sind für ihre Nachhaltigkeit zertifiziert. Foto: Sandra Gallian

Unterschiedliche Entwicklungen bei Schmuck und Investments

Im Bereich der Nachfrage zeigt sich ein geteiltes Bild: „Wir haben einen deutlichen Anstieg bei Investitionen in Goldbarren gesehen, während der Schmuckmarkt eher verhalten blieb,“ sagt der Edelmetallexperte. Besonders im Luxussegment sei der Absatz stabil geblieben, während der Standard-Schmuckbereich durch die hohen Preise starke Einschnitte verzeichnet habe. „Für viele Endkunden war der Preis schlichtweg zu hoch, gerade bei Produkten wie Goldketten.“

Trotzdem bleibt Gold ein sicherer Hafen für die breite Masse in Europa. „In unsicheren Zeiten, wie wir sie derzeit durch Kriege und Krisen erleben, setzen viele Menschen auf Gold als langfristige und sichere Wertanlage,“ erklärt der Experte. Auch das schwindende Vertrauen in große Währungen wie den Dollar oder den Euro spiele eine Rolle.

Risikomanagement und Ausblick

Um sich gegen Preisschwankungen abzusichern, setzt C. Hafner auf ein Null-Risiko-Prinzip: „Die Handelsmengen am Tag werden täglich genullt. Es gibt keine offenen Positionen,“ beschreibt Berger die Strategie des Unternehmens.

Trotz der Volatilität am Markt blickt Berger positiv in die Zukunft: „Gold wird seinen Wert langfristig behalten und wahrscheinlich weiter steigen.“ Für die Goldstadt Pforzheim bedeutet dies ein stabiles Geschäft im Edelmetallhandel. Auch das 175-jährige Firmenjubiläum von C. Hafner im Jahr 2025 steht bereits am Horizont. Berger ist optimistisch: „Wir sind technologisch gut aufgestellt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.“

Im Gespräch mit Andreas Berger von der Traditionsfirma C.Hafner in Wimsheim wurde deutlich, wie der steigende Goldpreis die Branche beschäftigt. Und wie reagieren lokale Juweliere und Schmuckhersteller auf diese Herausforderungen?

Georg Leicht und Jörg Gellner, beide führende Vertreter der Branche, geben spannende Einblicke in ihre Erfahrungen und Strategien im Umgang mit dem gestiegenen Goldpreis.

Der steigende Goldpreis ist ein interessantes Phänomen. Man könnte erwarten, dass er die Nachfrage bremst, aber wir beobachten das Gegenteil. Das Interesse an Goldschmuck hat zugenommen, weil der höhere Preis als Zeichen für Wertstabilität wahrgenommen wird. Besonders die Marke Wellendorff profitiert davon, da ihre Schmuckstücke mit hohem Goldanteil schon immer für ein hohes Preisniveau stehen. Die Verkaufszahlen steigen entsprechend. Es ist auffällig, dass wir derzeit weniger Stücke verkaufen, dafür aber hochpreisigere. Unsere Kunden investieren offenbar bewusster in Qualität und langfristige Werte.

Georg Leicht von Leicht Juweliere

Natürlich hat der Goldpreis einen großen Einfluss auf die Endpreise. Es dauert manchmal, bis sich Verbraucher an ein höheres Preisniveau gewöhnen. Unsere Strategie zielt darauf ab, die Begeisterung unserer Kunden für unsere Designs und die Handwerkskunst zu stärken – unabhängig vom Goldpreis. In unserer Preisklasse spielt der Preis oft eine untergeordnete Rolle. Der emotionale und ästhetische Wert eines Schmuckstücks ist für unsere Kunden entscheidender.
Wir legen großen Wert darauf, die Besonderheiten unserer Produkte zu betonen – wie Design, Qualität und Handarbeit. Diese Faktoren bleiben bestehen, egal wie sich der Goldpreis entwickelt. Unsere Kunden wissen das und lassen sich davon überzeugen.
Unsere Konsumenten sind sich längst bewusst, dass goldintensive Produkte teurer geworden sind. Diese Entwicklung betrifft alle Marken und Preisklassen. Deshalb halten wir eine gesonderte Kommunikation dazu nicht für notwendig. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, den Wert und die Qualität unserer Produkte hervorzuheben.

Jörg Gellner von Gellner Schmuck
Grafik: Sandra Gallian

Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn um rund 35 Prozent gestiegen

Der Goldpreis bleibt auch 2025 ein spannendes Thema, das sowohl die globalen Märkte als auch die lokale Schmuckbranche weiterhin vor Herausforderungen stellen wird – doch mit Kreativität, Qualität und strategischem Feingefühl werden Unternehmen ihren Weg finden, die Faszination für Gold in der Goldstadt Pforzheim und darüber hinaus lebendig zu halten.

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