Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 19.01.2021
Er sieht sich als Sprecher der Industrie, aber nicht nur: „Schon auch erklären der Industrie in die Gesellschaft hinein, wo es glaube ich, Defizite gibt, wo zu wenige Menschen verstehen, wie Industrie tickt.“ Im Video-Interview mit Sandra Koch gibt der neue Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, einen Überblick über sein Amt, seine Aufgaben und seine Zielsetzungen und er nennt konkrete Forderungen und Maßnahmen.
Bereits vor dem Video-Interview, auf der Jahresauftakt-Pressekonferenz, fordert BDI-Präsident Russwurm ein Wachstumsprogramm 2030 für mehr Investitionen. Er warnt außerdem die Politik in Bund und Ländern davor, im beginnenden Wahlkampf den Blick auf die Herausforderungen am Standort Deutschland zu vernachlässigen.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht die Erholung der wirtschaftlichen Aktivität in der Industrie weiter gefährdet. „Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie ist groß, die wirtschaftliche Lage bleibt schwierig“, sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Für Deutschland erwarte der BDI für 2021 einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in einer Größenordnung von 3,5 Prozent.
Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau werde also im laufenden Jahr noch nicht erreicht. „Es sollte aber eine gute Chance geben, dass das dann im ersten Halbjahr 2022 gelingt.“ 2020 war das BIP um rund fünf Prozent eingebrochen. „Für die Exporte gehen wir von einer Steigerung um sechs Prozent aus“, sagte Russwurm – nach dem Absturz um elf Prozent in 2020.
Der BDI-Präsident plädiert für eine Offenhaltung industrieller Aktivität: „Umso wichtiger ist es, die Industrie weiter am Laufen zu halten – trotz verschärfter Lage, trotz ausgeweiteter Mobilitätseinschränkungen und großflächiger Schulschließungen.“ Nur mit seiner starken Industrie könne Deutschland zuversichtlich auf weiterhin notwendige Unterstützung der vielen Hilfsbedürftigen aus der Wirtschaft blicken, vor allem der kleinen und mittleren Unternehmen, der Solo-Selbstständigen und Kulturschaffenden, deren Geschäftsmodell durch die Pandemie zusammengebrochen ist, aber eben auch der großen Unternehmen.
Der BDI-Präsident verlangt von der Corona-Politik in Bund und Ländern mehr Berechenbarkeit und eine verlässlichere Planungsgrundlage: „Keine Symbolpolitik mit dem Prinzip Hoffnung, sondern eine Mittelfrist-Strategie nach dem Prinzip Evidenz. Zurecht ist die Erwartung groß, dass die Politik spätestens im Februar differenzierte und kreativere Lösungen liefert statt weiterer pauschaler Schließungen – und explizite Vorschläge für Lockerungen, wo immer möglich und vertretbar“, fordert Russwurm.
Der neue BDI-Präsident
Siegfried Russwurm wurde im Juni 1963 in Marktgraitz geboren. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. 1988 schloss er sein Studium der Fertigungstechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg als Diplom-Ingenieur ab. Dort promovierte er am Lehrstuhl für Technische Mechanik mit einer Arbeit zu numerischen Simulationsverfahren.
1992 trat Russwurm in die Siemens AG ein, zunächst als Produktionsplaner und Projektleiter im Bereich Medizinische Technik, später in diversen Führungsfunktionen im Medizin- und Industriegeschäft in Deutschland und in Schweden. In dieser Zeit war er verantwortlich für alle Industriethemen, als Chief Technology Officer für Technik, für Healthcare und für Personal. Zu seinen Regionalzuständigkeiten im Siemens-Konzern gehörten unter anderem Europa, Afrika und der Mittlere Osten.
Russwurm ist in verschiedenen Aufsichtsräten und Beiräten aktiv. Unter anderem ist er seit März 2019 Vorsitzender des Gesellschafterausschusses und des Aufsichtsrats der Voith GmbH & Co. KGaA (Heidenheim) und wurde im Oktober 2019 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Thyssenkrupp AG (Essen) gewählt.
Russwurm wirkt im Präsidium der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und im Vorstand der Deutsch-Schwedischen Handelskammer mit. Seit 2009 hält er als Honorarprofessor Vorlesungen in Mechatronik an der Universität Erlangen-Nürnberg. pm/gel
Von Gerd Lache | 19.01.2021
Auch 2021 ist die Industrie der Motor, der Wirtschaft und Wohlstand unseres Landes antreibt.
Er sieht sich als Sprecher der Industrie, aber nicht nur: „Schon auch erklären der Industrie in die Gesellschaft hinein, wo es glaube ich, Defizite gibt, wo zu wenige Menschen verstehen, wie Industrie tickt.“ Im Video-Interview mit Sandra Koch gibt der neue Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, einen Überblick über sein Amt, seine Aufgaben und seine Zielsetzungen und er nennt konkrete Forderungen und Maßnahmen.
Bereits vor dem Video-Interview, auf der Jahresauftakt-Pressekonferenz, fordert BDI-Präsident Russwurm ein Wachstumsprogramm 2030 für mehr Investitionen. Er warnt außerdem die Politik in Bund und Ländern davor, im beginnenden Wahlkampf den Blick auf die Herausforderungen am Standort Deutschland zu vernachlässigen.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht die Erholung der wirtschaftlichen Aktivität in der Industrie weiter gefährdet. „Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie ist groß, die wirtschaftliche Lage bleibt schwierig“, sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Für Deutschland erwarte der BDI für 2021 einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in einer Größenordnung von 3,5 Prozent.
Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau werde also im laufenden Jahr noch nicht erreicht. „Es sollte aber eine gute Chance geben, dass das dann im ersten Halbjahr 2022 gelingt.“ 2020 war das BIP um rund fünf Prozent eingebrochen. „Für die Exporte gehen wir von einer Steigerung um sechs Prozent aus“, sagte Russwurm – nach dem Absturz um elf Prozent in 2020.
Der BDI-Präsident plädiert für eine Offenhaltung industrieller Aktivität: „Umso wichtiger ist es, die Industrie weiter am Laufen zu halten – trotz verschärfter Lage, trotz ausgeweiteter Mobilitätseinschränkungen und großflächiger Schulschließungen.“ Nur mit seiner starken Industrie könne Deutschland zuversichtlich auf weiterhin notwendige Unterstützung der vielen Hilfsbedürftigen aus der Wirtschaft blicken, vor allem der kleinen und mittleren Unternehmen, der Solo-Selbstständigen und Kulturschaffenden, deren Geschäftsmodell durch die Pandemie zusammengebrochen ist, aber eben auch der großen Unternehmen.
Der BDI-Präsident verlangt von der Corona-Politik in Bund und Ländern mehr Berechenbarkeit und eine verlässlichere Planungsgrundlage: „Keine Symbolpolitik mit dem Prinzip Hoffnung, sondern eine Mittelfrist-Strategie nach dem Prinzip Evidenz. Zurecht ist die Erwartung groß, dass die Politik spätestens im Februar differenzierte und kreativere Lösungen liefert statt weiterer pauschaler Schließungen – und explizite Vorschläge für Lockerungen, wo immer möglich und vertretbar“, fordert Russwurm.
Der neue BDI-Präsident
Siegfried Russwurm wurde im Juni 1963 in Marktgraitz geboren. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. 1988 schloss er sein Studium der Fertigungstechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg als Diplom-Ingenieur ab. Dort promovierte er am Lehrstuhl für Technische Mechanik mit einer Arbeit zu numerischen Simulationsverfahren.
1992 trat Russwurm in die Siemens AG ein, zunächst als Produktionsplaner und Projektleiter im Bereich Medizinische Technik, später in diversen Führungsfunktionen im Medizin- und Industriegeschäft in Deutschland und in Schweden. In dieser Zeit war er verantwortlich für alle Industriethemen, als Chief Technology Officer für Technik, für Healthcare und für Personal. Zu seinen Regionalzuständigkeiten im Siemens-Konzern gehörten unter anderem Europa, Afrika und der Mittlere Osten.
Russwurm ist in verschiedenen Aufsichtsräten und Beiräten aktiv. Unter anderem ist er seit März 2019 Vorsitzender des Gesellschafterausschusses und des Aufsichtsrats der Voith GmbH & Co. KGaA (Heidenheim) und wurde im Oktober 2019 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Thyssenkrupp AG (Essen) gewählt.
Russwurm wirkt im Präsidium der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und im Vorstand der Deutsch-Schwedischen Handelskammer mit. Seit 2009 hält er als Honorarprofessor Vorlesungen in Mechatronik an der Universität Erlangen-Nürnberg. pm/gel
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