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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Bezugsfertig: Erstes gedrucktes Haus Deutschlands

Es ist ein Meilenstein: Erstmals kommt in Deutschland ein Wohnhaus aus dem Drucker. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, hat das Gebäude in Beckum am Montag, 26. Juli 2021, offiziell eröffnet.
Anschnitt der Eröffnungstorte. (v.l.n.r.) Architekt Waldemar Korte (Mense – Korte Ingenieure + Architekten), Dr. Fabian Meyer-Broetz (Leiter 3D Construction Printing, PERI AG), Dr. Jennifer Scheydt (Leiterin Engineering & Innovation, HeidelbergCement AG), Ministerin Ina Scharrenbach, Michael Gerdhenrich (Bürgermeister Beckum), Henning Rehbaum (2. Reihe verdeckt, MdL NRW) Foto: PERI

29.07.2021

„Der Druck darf nicht nachlassen, mit neuen Projekten allen in der Baubranche Tätigen ständig neue Impulse zu geben.“
Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen

von Tanja Meckler

Das gedruckte Haus

Der Begriff gedrucktes Wort ist geläufig und auch, dass es inzwischen 3D Drucker gibt dürfte bekannt sein. Aber ein reales Haus aus dem Drucker? Was wie spielerische Zukunftsmusik klingt, ist im nordrhein-westfälischen Beckum Wirklichkeit geworden. Druckbeginn war Mitte September 2020. Der Bau in Westfalen stieß seit Baubeginn weit über die Grenzen Deutschlands hinaus auf großes Interesse bei Vertretern von Medien, Bauwirtschaft und Planern. Jetzt ist das erste gedruckte Haus Deutschlands bezugsfertig und wurde nun ofiziell unter großem Medienrummel eingeweiht.

So sieht das zweigeschössige 3D Druckhaus im nordrhein-westfälischen Beckum aus. Foto: © PERI

Entstanden ist Einfamilienhaus mit rund 80 Quadratmetern Wohnfläche pro Geschoss. Es besteht aus dreischaligen Wänden, die mit Isoliermasse verfüllt wurden. Mit dem 3D-Druck ist ein komplett neues Bauverfahren umgesetzt worden, das es bisher in der Baupraxis in dieser Form nicht gab. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte das Projekt im Rahmen seines Förderprogramms „Innovatives Bauen“ mit rund 200 000 Euro unterstützt.

Die drei Ds – digital, dynamisch, druckfertig – sind in Beckum umgesetzt. Mit dem bundesweit ersten 3-D-Druck-Wohnhaus wird positiver Druck in der Baubranche erzeugt: für innovatives Bauen mit neuen Techniken, für eine größere Attraktivität in Bauberufen und für moderne Architektur mit neuen Stilformen. Jetzt gilt es, Erfahrungen mit dem Bauwerk zu sammeln und den Herstellungsprozess auf dem Markt zu etablieren, denn nur mehr Wohnraum sorgt für günstige Mieten.

Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen
Foto: MHKBG/Vornholt

3D Betondruck ist marktreif

Gedruckt wurde das Haus in Beckum von PERI, einem der führenden Hersteller von Schalungs- und Gerüstsystemen für die Bauindustrie. „Gemeinsam mit unserem Technologiepartner COBOD hat das PERI Team gezeigt, dass die 3D-Betondrucktechnologie marktreif ist. Das Projekt in Beckum ist ein Meilenstein, der in der Branche vieles in Bewegung gebracht hat“, so Thomas Imbacher, Vorstand Innovation & Marketing der PERI Gruppe. Geplant wurde das Gebäude vom Beckumer Ingenieur- und Architektenbüro Mense-Korte.

Mit dem gedruckten Gebäude in Beckum haben wir sehr erfolgreich aufgezeigt was möglich ist, wenn sich Menschen zusammenfinden die unerschütterlich an eine Sache glauben und bereit sind, dafür Pionierarbeit mit all ihren Höhen und Tiefen zu leisten.


Waldemar Korte, Architekt und Miteigentümer

Den Baustoff für das erste gedruckte Wohnhaus Deutschlands aus Beton lieferte Heidleberg Cement.

Die Entwicklung eines zementgebundenen Materials für den 3D-Druck ist eine große Herausforderung. Es sollte gut pumpbar und gut extrudierbar sein.

Dr. Jennifer Scheydt, Leiterin der Abteilung Engineering & Innovation bei HeidelbergCement Deutschland

„Außerdem muss es schnell eine ausreichende Tragfähigkeit ausbilden, damit die unteren Schichten nicht unter der Last der oberen Schichten versagen. Hierbei muss gleichzeitig der Verbund zwischen den Schichten sichergestellt sein”, so Scheydt weiter.

Druckvorgang. Das PERI 3D-Betondruck-Team setzte einen Betondrucker des Typs COBOD BOD2 ein. Foto: © PERI

Das nordhein-westfälische Pilotprojekt könnte nun beispielgebend für die gesamte Baubranche sein dürften. Denn was in Beckum – technisch und rechtlich – funktionierte, dürfte auch an vielen anderen Orten umsetzbar sein.

Jüngst wurde das Projekt vom Rat für Formgebung mit dem German Innovation Award ausgezeichnet. Mit dem jährlich vergebenen Preis werden Projekte gewürdigt, die ihre Branche durch Originalität, Umsetzung und Wirksamkeit voranbringen. „Mit diesem Fertigungsverfahren können Häuser schneller, wirtschaftlicher und nachhaltiger erbaut werden. Zudem erlaubt das Verfahren eine sehr individuelle Gestaltung der Wohnräume“, so die Begründung der Jury.

Foto: PERI
Foto: © PERI
Foto: © PERI
Foto: MHKBG/Vornholt
Foto: MHKBG/Vornholt
Foto: Heidelberg Cement
Foto: Heidelberg Cement

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