Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 06.08.2022
Die jetzt erfolgte Zinswende bezeichnet Sparkassenverbandspräsident Schneider als zu spät. Derweil liegt die Differenz von sicherer Geldanlage zu Inflation bei rund minus sechs Prozent. Einen Wert in dieser Größenordnung habe es noch nie gegeben. Wenn das so weiter laufe, „dann heißt das, dass in drei Jahren ein Fünftel des Geldvermögens weg ist“. Ein unmöglicher Zustand, befindet Schneider bei der Vorlage der Halbjahresbilanz 2022.
Wenn dennoch die Kundeneinlagen um 2,3 Prozent auf einen Bestand von 165 Milliarden Euro gestiegen sind, dann sei dies „fast ausschließlich dem zweiten Halbjahr 2021“ geschuldet, nicht den ersten sechs Monaten in 2022.
Angesichts der geopolitischen Lage sieht sich der Präsident nur schwer in der Lage, eine Prognose für das Gesamtjahr 2022 zu geben. „Auf der einen Seite werden die Sparkassen von der Zinswende profitieren, denn der Zinsüberschuss steigt zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder. Auf der anderen Seite führt die Zinswende zu bilanziellen Belastungen bei den Wertpapieren. Auch wenn diese nicht eintreten werden und die Wertpapiere bei Endfälligkeit ihren Ausgabewert wieder erreichen, wird das die Bilanz 2022 eintrüben.“ Insgesamt erwartet Schneider „ein deutlich positives Gesamtergebnis.“
Unterdessen habe der von Russland ausgelöste Krieg habe neben dem Leid für die Bevölkerung der Ukraine auch wirtschaftliche Unwägbarkeiten hervorgebracht: Eine drohende Energiekrise, unterbrochene Lieferketten und ausgefallene Produktionen sowie ein dramatischer Preisauftrieb.
Die Hoffnung im Januar auf ein gutes Jahr 2022 sei jäh zerschlagen. Ursprüngliche Prognosen von zwischen 4 und 5 Prozent seien mehr als halbiert. „Je nachdem, was Russland mit dem Gas macht, kann das bis zu einer Rezession mit all ihren schlimmen Folgen führen.“
Aber noch sieht Schneider keine Anzeichen für Ausfälle in der Wirtschaft, die dann auch die Sparkassen treffen würden. Nach wie vor seien die Auftragsbücher der Unternehmen voll.
Bemerkenswert: Die Zusagen von neuen Krediten hätten im ersten Halbjahr 2022 mit insgesamt 19,4 Milliarden Euro einen neuen Höchststand erreicht. Schneider: „Und dies obwohl der Wert bereits im ersten Halbjahr 2021 sehr hoch war.“ Die Unternehmen würden sich Liquidität sichern und die ihnen eingeräumten Kreditspielräume nutzen. Aber: „Das Geld wird jedoch weniger für klassische Investitionen wie neue Produktionsanlagen genutzt, sondern viele Unternehmen bauen ihre Lagerkapazitäten und -bestände aus, um den Problemen mit den Lieferketten entgegen zu wirken.“
Hoch im Kurs stehen auch Immobilienkredite mit weiterhin sehr hohen Wachstumsragen. Und dies ungeachtet der Krise. Der Bestand wuchs um 9,2 Prozent auf 85,6 Milliarden Euro. „Das stärkste Wachstum, das die Sparkassen je in einem Jahr verzeichnet haben.“
Rund 80 Prozent dieser Summe entfallen mit 67,4 Milliarden Euro auf Immobilien-Kredite an Privatpersonen. Bauträger und andere Unternehmen haben knapp 18,2 Milliarden Euro bei de Sparkassen geliehen.
Schneider: „Viele Kundinnen und Kunden haben sich in den vergangenen Monaten angesichts der rasch steigenden Zinsen auch noch die günstigen Finanzierungmöglichkeiten gesichert.“ An einigen Stellen sieht der Sparkassenverband allerdings erste Bremsspuren: „Zum Beispiel, wenn Privatkundinnen oder -kunden ihre zugesagten Kredite nicht abrufen, da die stark steigenden Baupreise sie von ihrem Vorhaben abbringen.“ Gleichzeitig würden höhere Finanzierungskosten durch steigende Zinsen in Zukunft auf die bisher sehr starke Nachfrage nach Immobilienkrediten bremsend wirken.
Auch Kredite an Unternehmen und Selbstständige seien gewachsen – zwischen Anfang Juli 2021 und Ende Juni 2022 um 7,9 Prozent auf jetzt 74,4 Milliarden Euro.
Von Gerd Lache | 06.08.2022
Die jetzt erfolgte Zinswende bezeichnet Sparkassenverbandspräsident Schneider als zu spät. Derweil liegt die Differenz von sicherer Geldanlage zu Inflation bei rund minus sechs Prozent. Einen Wert in dieser Größenordnung habe es noch nie gegeben. Wenn das so weiter laufe, „dann heißt das, dass in drei Jahren ein Fünftel des Geldvermögens weg ist“. Ein unmöglicher Zustand, befindet Schneider bei der Vorlage der Halbjahresbilanz 2022.
Wenn dennoch die Kundeneinlagen um 2,3 Prozent auf einen Bestand von 165 Milliarden Euro gestiegen sind, dann sei dies „fast ausschließlich dem zweiten Halbjahr 2021“ geschuldet, nicht den ersten sechs Monaten in 2022.
Angesichts der geopolitischen Lage sieht sich der Präsident nur schwer in der Lage, eine Prognose für das Gesamtjahr 2022 zu geben. „Auf der einen Seite werden die Sparkassen von der Zinswende profitieren, denn der Zinsüberschuss steigt zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder. Auf der anderen Seite führt die Zinswende zu bilanziellen Belastungen bei den Wertpapieren. Auch wenn diese nicht eintreten werden und die Wertpapiere bei Endfälligkeit ihren Ausgabewert wieder erreichen, wird das die Bilanz 2022 eintrüben.“ Insgesamt erwartet Schneider „ein deutlich positives Gesamtergebnis.“
Unterdessen habe der von Russland ausgelöste Krieg habe neben dem Leid für die Bevölkerung der Ukraine auch wirtschaftliche Unwägbarkeiten hervorgebracht: Eine drohende Energiekrise, unterbrochene Lieferketten und ausgefallene Produktionen sowie ein dramatischer Preisauftrieb.
Die Hoffnung im Januar auf ein gutes Jahr 2022 sei jäh zerschlagen. Ursprüngliche Prognosen von zwischen 4 und 5 Prozent seien mehr als halbiert. „Je nachdem, was Russland mit dem Gas macht, kann das bis zu einer Rezession mit all ihren schlimmen Folgen führen.“
Aber noch sieht Schneider keine Anzeichen für Ausfälle in der Wirtschaft, die dann auch die Sparkassen treffen würden. Nach wie vor seien die Auftragsbücher der Unternehmen voll.
Bemerkenswert: Die Zusagen von neuen Krediten hätten im ersten Halbjahr 2022 mit insgesamt 19,4 Milliarden Euro einen neuen Höchststand erreicht. Schneider: „Und dies obwohl der Wert bereits im ersten Halbjahr 2021 sehr hoch war.“ Die Unternehmen würden sich Liquidität sichern und die ihnen eingeräumten Kreditspielräume nutzen. Aber: „Das Geld wird jedoch weniger für klassische Investitionen wie neue Produktionsanlagen genutzt, sondern viele Unternehmen bauen ihre Lagerkapazitäten und -bestände aus, um den Problemen mit den Lieferketten entgegen zu wirken.“
Hoch im Kurs stehen auch Immobilienkredite mit weiterhin sehr hohen Wachstumsragen. Und dies ungeachtet der Krise. Der Bestand wuchs um 9,2 Prozent auf 85,6 Milliarden Euro. „Das stärkste Wachstum, das die Sparkassen je in einem Jahr verzeichnet haben.“
Rund 80 Prozent dieser Summe entfallen mit 67,4 Milliarden Euro auf Immobilien-Kredite an Privatpersonen. Bauträger und andere Unternehmen haben knapp 18,2 Milliarden Euro bei de Sparkassen geliehen.
Schneider: „Viele Kundinnen und Kunden haben sich in den vergangenen Monaten angesichts der rasch steigenden Zinsen auch noch die günstigen Finanzierungmöglichkeiten gesichert.“ An einigen Stellen sieht der Sparkassenverband allerdings erste Bremsspuren: „Zum Beispiel, wenn Privatkundinnen oder -kunden ihre zugesagten Kredite nicht abrufen, da die stark steigenden Baupreise sie von ihrem Vorhaben abbringen.“ Gleichzeitig würden höhere Finanzierungskosten durch steigende Zinsen in Zukunft auf die bisher sehr starke Nachfrage nach Immobilienkrediten bremsend wirken.
Auch Kredite an Unternehmen und Selbstständige seien gewachsen – zwischen Anfang Juli 2021 und Ende Juni 2022 um 7,9 Prozent auf jetzt 74,4 Milliarden Euro.
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