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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Abschied vom Papier: Corona hat deutsche Büros dauerhaft digitaler gemacht

Die Corona-Pandemie hat einen nachhaltigen Digitalisierungsschub in den deutschen Unternehmen ausgelöst. Rund jedes Zweite gibt an, dass Corona die Digitalisierung des eigenen Geschäftsmodells beschleunigt hat. Vor zwei Jahren, kurz nach Beginn der Pandemie, waren es erst 15 Prozent. Das geht aus einer repräsentativen Befragung von 1.102 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hervor.
Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbandes Bitkom zeigt: Corona hat deutsche Büros dauerhaft digitaler gemacht.

In 44 Prozent der Unternehmen hat Corona die Digitalisierung der Geschäftsprozesse beschleunigt (2020: 18 Prozent). Sechs von zehn Unternehmen (60 Prozent) sind überzeugt, dass digitale Technologien dabei geholfen haben, die Pandemie zu bewältigen. Eine knappe Mehrheit (53 Prozent) betont, dass Corona einen Innovationsschub im eigenen Unternehmen ausgelöst hat. Und vier von fünf Unternehmen (83 Prozent) verfügen inzwischen über eine Digitalstrategie, vor zwei Jahren lag der Anteil erst bei 74 Prozent.

„Digitalisierung macht Unternehmen krisenfest. Diese Erkenntnis hat sich in der deutschen Wirtschaft durch die Corona-Pandemie durchgesetzt. Die Unternehmen haben erkannt, dass es digitale Transformation nicht zum Nulltarif gibt.“
Achim Berg, Bitkom-Präsident

Laut Bitkom werden die Investitionen im laufenden Jahr in die Digitalisierung von Büro- und Verwaltungsprozessen voraussichtlich weiter zunehmen. 29 Prozent der Unternehmen wollen in diesem Jahr mehr investieren als 2021, nur 14 Prozent planen, ihre Investitionen zurückzufahren. Die Mehrheit (53 Prozent) lässt die Ausgaben unverändert. 

Die Digitalisierung der Kommunikationswege ist unumkehrbar – und sie hat sich noch einmal deutlich beschleunigt. War der Einsatz etwa von Videokonferenzen und Kollaborationstools durch die Pandemie in vielen Unternehmen zunächst erzwungen oder aus der Not geboren, so haben die vielfältigen Vorteile inzwischen auch Zweifler überzeugt. Das hybride Arbeiten wird der Standard.

Achim Berg, Bitkom-Präsident

Zum Standard der Unternehmenskommunikation gehören wie in der Vergangenheit-E-Mail (100 Prozent) und Festnetz-Telefone (96 Prozent). Smartphones nutzen 83 Prozent der Unternehmen sehr häufig oder häufig, vor zwei Jahren waren es 81 Prozent und 2018 erst 51 Prozent. Videokonferenzen gehören in 72 Prozent der Unternehmen zum Alltag, 2020 waren es noch 61 Prozent und 2018 nur 48 Prozent. Messenger nutzt die Hälfte der Unternehmen (51 Prozent), vor zwei Jahren waren es 50 Prozent. Kollaborationstools setzen 40 Prozent ein (2020: 36 Prozent). Und in jedem dritten Unternehmen (36 Prozent) wird inzwischen häufig über Social Media kommuniziert (2020: 29 Prozent, 2018: 25 Prozent). Zugleich werden klassische Kommunikationsmittel seltener verwendet. Erstmals nutzt weniger als die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) häufig oder sehr häufig die Briefpost (2020: 56 Prozent, 2018: 71 Prozent). Und nur noch 40 Prozent greifen häufig auf das Fax zurück. Vor zwei Jahren waren es noch 49 Prozent, 2018 sogar noch 62 Prozent.

Allerdings zeigt ein genauerer Blick auf den Einsatz von Kollaborationstools auch, dass die digitalen Potenziale noch lange nicht ausgeschöpft werden. So überwiegt beim Einsatz von Tools wie Microsoft Teams, Slack oder Google Workspace momentan noch die Nutzung eher einfacher Anwendungen. Jeweils 8 von 10 Unternehmen greifen auf Audio- oder Videokonferenzen der Kollaborations-Lösungen zurück (88 Prozent), nutzen das Terminmanagement (83 Prozent), setzen Einzel- oder Gruppenchats ein (81 Prozent) oder verwenden die Dateiablage für die Zusammenarbeit an Dokumenten (77 Prozent). Deutlich seltener wird aber auf komplexere Anwendungen wie die Verteilung und Verfolgung von Aufgaben (65 Prozent), die Zusammenarbeit mit Externen wie Kunden oder Zulieferern (63 Prozent), das Wissensmanagement (41 Prozent) oder virtuelle Arbeitsräume (41 Prozent) zurückgegriffen. „Häufig werden in den Unternehmen noch die alten, analogen Abläufe einfach digital nachgebildet“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Weitere Effizienzgewinne sind möglich, wenn die völlig neuen Möglichkeiten digitaler Tools auch in den Arbeitsalltag und die Unternehmensprozesse integriert werden.“

Deutlich zugenommen hat in den Pandemie-Jahren auch die Nutzung von Digital-Office-Lösungen. So haben inzwischen drei Viertel (76 Prozent) der Unternehmen mindestens eine Anwendung für Enterprise Content Management (ECM) im Einsatz, die unter anderem eine digitale Verwaltung geschäftlicher Dokumente ermöglicht (2020: 68 Prozent). Ebenfalls drei Viertel (77 Prozent) nutzen eine Customer-Relationship-Management-Anwendung (CRM) zur digitalen Verwaltung von Kundenkontakten (2020: 60 Prozent). Und sogar 95 Prozent setzen Enterprise Ressource Planning (ERP) ein, also die digitale Planung und Steuerung von Ressourcen wie Material oder Personal (2020: 77 Prozent). Berg: „Ein Archiv voller Papierordner oder die Kundenliste auf Karteikarten muss der Vergangenheit angehören. Deutschland ist auf dem Weg in die Datenökonomie und die Voraussetzung für die Verwendung von Daten ist der Verzicht auf analoge Geschäftsprozesse.“

pm/tm

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